Coccinella Communication

13. Juni 2021, gepostet in AllgemeinComputerspiel „Egg&Catch“: Emanzipiert in Charakter und Farbe


DDR-Sozialisation und Computer

Als Kind der 1980er Jahre in der DDR aufgewachsen, bestanden meine ersten Kontakte mit dem Medium Computer in einem Heimcomputerbausatz der Firma Robotron, Vorstellungen des Kleincomputers KC-85 (ebenso von Robotron) auf Klassenausflügen und einem C-16 von Commodore – ein Mitbringsel eines „Westbesuchs“ -, mit dem ich u. a. meine ersten Gehversuche im Programmieren mit der Sprache BASIC machen durfte.
Der Bezug neuer Software (Spiele und Anwendungen) erfolgte per Abtippen von Skripten in „Hexschreibweise“ von Computzerzeitschriften, Aufnehmen von Radiosendungen mit Software über Kassettenrekorder (bei Computern mit Kassetten als Datenträger) oder bestellen von auf Kassette überspielten Programmen von PrivatanbieterInnen, welche jene in Zeitungen und Zeitschriften anboten.

Videospiele in der DDR

Auf Jahrmärkten erfreuten sich entsprechend hergerichtete Bauwägen mit Videospielautomaten (nicht selten aus dem nicht-sozialistischen Ausland) großer Beliebtheit.

Meine Uroma brachte mir von einem Besuch bei Verwandten „im Westen“ ein Handheld-Spiel mit, bei welchem sich ein Fußball-Match über das Steuern von Spielern auf dem Feld mit zwei Buttons simulieren ließ. Neben zwei Spielmodi gab es zusätzlich eine integrierte Uhr und einen Wecker.

Kleinformatige elektronische Spiele („Arkade“-Spiele), wie sie insbesondere von der Firma Nintendo als Marke Game&Watch produziert wurden, waren in der DDR rar. Mir persönlich ist nur das aus der UdSSR importierte Spiel „Nu, pogodi“ der Marke Elektronika bekannt. Dafür fuhren unsere Eltern extra in die sächsische Landeshauptstadt Dresden, um für meinen Bruder und mich jeweils ein solches zu erwerben. Hier lässt sich mit Knöpfen ein Wolf steuern, der mit einem Korb Eier einsammelt, welche von vier auf Leitern sitzenden Hühnern quasi fallen gelassen werden.

Neuere Varianten des klassischen Arkade-Spiels

Auf heutigen Smartphones erfreuen sich in Grafik und Ton qualitativ hochwertigere Varianten klassischer Computer- und Videospiele großer Beliebtheit, nicht zuletzt, weil sie als kurzweilige Geschicklichkeitsspiele Unterhaltung für zwischendurch versprechen. Zusätzliche Optionen (z. B. Multiplayer) können verfügbar sein. Eine von mehreren auf der Plattform „Android“ verfügbaren Varianten des klassischen Arkade-Spiels „Nu, pogodi“ ist „Wolf on the farm in color“.

Auf der Indiegames-Plattform itch.io wurde im Juni 2021 vom Programmierer und Spieleentwickler @lampysprites mit „Eggs&Catch“ eine Adaption für den PC veröffentlicht, welche ein paar Unterschiede zum Original aufweist: Der / die Spieler / in steuert nunmehr die Wölfin Volk und nicht mehr den Wolf – damit wird eine weibliche Figur zur Protagonistin statt einer männlichen Haupt- und einer ebenso männlichen Nebenfigur. Über das Einstellungsmenü lässt sich als kleines Add-On zwischen 4 Farben ihres Outfits auswählen, wozu auch 2 oft als stereotyp „männlich“ betrachtete (Grün und Blau) gehören. Auf der auditiven Seite verschafft statt elektronischer Töne der purzelnden und fallenden Eier eine Melodie zusätzliche Atmosphäre. Auch visuell ist durch einen neuen Hintergrund und generell schönere Grafik und Farbenvielfalt eine Verbesserung der ursprünglichen Spielversion zu erkennen. Die vier für das Steuern der Figur erforderlichen Tasten sind frei belegbar, ebenso jene eines optional verwendbaren Gamepads.

verfasst von Kenneth Plasa

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