Coccinella Communication

20. Juni 2021, gepostet in AllgemeinLesewelten in „0“ & „1“

 

 

 

 

Scheiben und Lesen sind Jahrtausende alte Kulturtechniken. Sie werden zur Dokumentation und Archivierung, Information, Bildung und Unterhaltung eingesetzt. Nach Stein- und Tontafeln oder auch Papyrus, ist Papier seit Jahrhunderten das primäre Material, auf dem Texte geschrieben, gedruckt und gelesen werden.

Seit der sogenannten „Dritten Industriellen Revolution“ bzw. der auf Mikroelektronik, Digitalisierung und Internet sich gründenden Transformation bislang ausschließlich analog und „offline“ vollzogenen Arbeits-, Kommunikations- und Lebensweisen, ergänzen zunehmend digitale Medien und entsprechende Formate Papier als Schreib-, Aufbewahrungs- und Lesematerial. Nicht zuletzt auch das klassische Medium Buch.

Auch wenn bei heutigen Buchladenbesuchen und auf den beiden großen deutschen Buchmessen in Leipzig und Frankfurt a. M. digitale Formate eher ein Nischendasein fristen, erfreuen sich abseits der klassischen Orte für Bibliophile Lesestoffe in „0“ und „1“ (aus mikroelektronischen Daten bestehend) großer Beliebtheit. Dabei stellen die Besonderheiten des Mediums Internet als global vernetzter virtueller Raum des mehr oder weniger freien Präsentierens und (kostenfreien oder kommerziellen) Austauschs von visuellen (Texte, Bilder, Videos) sowie auditiven Inhalten eine wichtige Voraussetzung dar.

Zunächst waren es einfache htm(l)- oder txt-Dateien, in denen klassische oder Independent-Autor:innen meist kostenlos, ohne spezielle Formatierung und Bilder publiziert wurden. So bietet das seit 1971 existierende Project Gutenberg (Nutzung aufgrund von urheberrechtlichen Bestimmungen in Deutschland nicht mehr gestattet – deutschsprachige Version: Projekt Gutenberg) zur Digitalisierung klassischer Werke bereits in den 1990er Jahren online kostenlose E-Books für private NutzerInnen an.

Fanfiction als Form von Geschichten, die auf realen Personen oder (viel öfter) auf fiktionalen Charakteren und Welten anderer Autor:innen basieren (und der sich bereits Shakespeare für einige seiner Stücke bediente), hat mit den neuen Möglichkeiten des World Wide Web (WWW) an Popularität zugenommen: In virtuellen Newsgroups und Foren, Mailinglisten, Archiven und Datenbanken können Schreibende unterschiedlicher Professionalität (oft Fans einer Buchreihe oder TV-Serie) kostenlos veröffentlichen und sich mit Leser:innen darüber austauschen. Eine der größten dieser Datenbanken ist das mehrsprachige FanFiction.Net, das bereits im Jahr 1988 startete.

Je mehr sich Digital- und Internettechnik entwickelten und deren Nutzung im Alltag zunahm, fand auch eine Kommerzialisierung statt – die digitale Welt wurde immer mehr zu einem beliebten Marktplatz für unterschiedliche NutzerInnen- und Zielgruppen.

Erst das Aufkommen von kostengünstigen mobilen Geräten mit ausreichend großen Bildschirmen und kleinem Gewicht verhalf während der zweiten Hälfte der 2000er dem neuen Medium E-Book zur Durchsetzung. Seitdem konkurrieren Lesegeräte mehrerer Firmen mit Smartphones und Tablets als Lesegeräten. Empfohlen werden kann das Lesen von E-Books eigentlich nur auf E-Book-Readern mit ihrer speziellen E-Ink-Technik zum augenschonenden Lesen.

Digitale Bücher werden Bücher auf Papier nicht verdrängen können. Jenes wäre auch nicht wünschenswert, weil Bücher im Papierformat mehrere Vorteile haben: (1) Papier basiert auf Holz als nachwachsendem Rohstoff, während die Produktion von Digitaltechnik aufgrund ihrer mikroelektronischen Komponenten auf endlichen Rohstoffen und nicht selten Arbeit im Globalen Süden unter menschenunwürdigen Bedingungen aufgebaut ist. Außerdem besteht das Problem ihrer Entsorgung, die oft auch wieder auf dem afrikanischen Kontinent und unter Nichteinhaltung von Umweltschutz geschieht. (2) Papier ist unabhängig von Dateiformaten und dafür nötigen, stromabhängigen Lesegeräten. Für eine langfristige, strom- und technikunabhängige Archivierung eignen sich digitale Texte daher eher weniger, auch wenn die Haltbarkeit von Speichermedien, insbesondere im professionellen und wissenschaftlichen Bereich, deutlich zugenommen hat.

Aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften haben E-Book-Reader aber für die Alltagsnutzung einige Vorteile:

  • Einer mehrjährigen Nutzung eines E-Book-Readers steht aufgrund deutlich langsamerer Entwicklung ihrer Technik und gleichzeitig längeren Haltbarkeit der verwendeten, einfacheren Hardwarekomponenten wenig im Wege. Sie tun das, was sie sollen: digitale Texte und Bücher auf einem Bildschirm darstellen
  • E-Book-Reader verbrauchen weniger Strom als Computer, Laptops, Smartphones oder Tablets. Eine Akkuladung kann mehrere Wochen halten
  • E-Book-Reader sind platzsparend: Auf ihnen gespeicherte Bücher nehmen keinen physischen Platz im Regal ein und lassen sich ohne große Umstände transportieren (bis auf den Reader selbst haben sie kein Gewicht und verbrauchen keinen Platz in Koffer und Tasche). Es lassen sich so mehrere E-Books (quasi hunderte bis tausende) für unterwegs mitnehmen und lesen
  • E-Books sind oft preisgünstiger als Bücher auf Papier, bei Rabatt-Aktionen gibt es sie zusätzlich zu einem kleinen Preis oder gar kostenlos
  • Fremdsprachige E-Books, insbesondere in der englischen Sprache, sind einfacher verfügbar. Zusätzlich bieten in E- Book-Readern eingebaute Wörterbücher (meist zur Umschreibung in der gleichen Sprache) Sprachlernenden eine bessere Lesbarkeit
  • Aufgrund integrierter Hintergrundbeleuchtung in den Readern (teilweise nicht bei Einstiegsmodellen) können E-Books auch bei Dunkelheit Drinnen und Draußen gelesen werden
  • Da E-Book-Reader meist keine zusätzlichen Apps bieten, erfolgt das Lesen konzentrierter und ohne Ablenkung, beispielsweise durch Internet und Social Media

 

Mir verhalfen E-Book-Reader dazu, mein Lesen wieder in den Alltag zu integrieren, beispielsweise beim Straßenbahnfahren oder Warten auf dem Bürgeramt. Meine Englischkenntnisse haben sich auch durch das Lesen von englischsprachigen Büchern und der Nutzung des integrierten Oxford Dictionary verbessert. Das Stöbern nach neuen Büchern ist aufgrund der größeren internationalen Auswahl bei gleichzeitig nicht höherem Preis zu einem erfüllenderen Erlebnis geworden. Für Bücher auf Papier hätte ich momentan keinen weiteren Platz in meiner Wohnung, sodass mir der E-Book-Reader eine größere Sammlung von Büchern ermöglicht, weil es mir zu schade wäre, Bücher, welche ich mag, einfach wegzugeben.

Das v. a. im englischsprachigen Raum genutzte goodreads lässt sich als „Facebook“-Äquivalent im Bereich Bücher verstehen. NutzerInnen – LeserInnen und AutorInnen – können hier eigene Profile erstellen, Listen mit Büchern, welche sie gern lesen möchten oder bereits gelesen haben, Lesetipps und selbst veröffentlichten Büchern erstellen. Profile von NutzerInnen können abonniert und Fragen gestellt werden. Aus Katalogen verfügbarer Bücher eingepflegte Werke lassen sich einzeln kommentieren und eigenen Listen hinzufügen. Über Links zu Online-Shops kann ein interessierendes Buch bestellt werden. Ähnlich Bestsellern in Wochenmagazinen gibt es Übersichten mit aktuell erschienenen und / oder zu einem Genre gehörigen Büchern.

Während goodreads mittlerweile zu Amazon gehört (sich aber eigentlich nichts Wesentliches am Angebot geändert hat), gibt es mit LovelyBooks ein (von Hugendubel aufgekauftes) ähnliches Angebot für den deutschsprachigen Raum, welches allerdings weniger Bücher integriert, was sich möglicherweise darauf zurückführen lässt, dass nur Bücher zu finden sind, welche von größeren Verlagen publiziert werden.

Ein vergleichsweise neues Konzept, das auf bekannten Formaten des Geschichtenerzählens aufbaut, ist das in Realm umbenannte Serialbox: Ein Buch wird als Serie mit den einzelnen Kapiteln als Episoden erzählt, wobei pro Woche eine neue Episode / ein neues Kapitel sowohl als digitaler Text (der mittlerweile nur noch über eine App bzw. online auf der Website – und nicht mehr im E-Book Format downloadbar – ist) lesbar, als auch als Hörbuch hörbar ist. Meist werden beliebte TV-Serien und Filmreihen weitererzählt, es gibt aber auch völlig neue Geschichten unterschiedlicher Genres, welche im Episodenstil veröffentlicht werden.

 

 

Scheiben und Lesen sind Jahrtausende alte Kulturtechniken. Sie werden zur Dokumentation und Archivierung, Information, Bildung und Unterhaltung eingesetzt. Nach Stein- und Tontafeln oder auch Papyrus, ist Papier seit Jahrhunderten das primäre Material, auf dem Texte geschrieben, gedruckt und gelesen werden.

Seit der sogenannten „Dritten Industriellen Revolution“ bzw. der auf Mikroelektronik, Digitalisierung und Internet sich gründenden Transformation bislang ausschließlich analog und „offline“ vollzogenen Arbeits-, Kommunikations- und Lebensweisen, ergänzen zunehmend digitale Medien und entsprechende Formate Papier als Schreib-, Aufbewahrungs- und Lesematerial. Nicht zuletzt auch das klassische Medium Buch.

Auch wenn bei heutigen Buchladenbesuchen und auf den beiden großen deutschen Buchmessen in Leipzig und Frankfurt a. M. digitale Formate eher ein Nischendasein fristen, erfreuen sich abseits der klassischen Orte für Bibliophile Lesestoffe in „0“ und „1“ (aus mikroelektronischen Daten bestehend) großer Beliebtheit. Dabei stellen die Besonderheiten des Mediums Internet als global vernetzter virtueller Raum des mehr oder weniger freien Präsentierens und (kostenfreien oder kommerziellen) Austauschs von visuellen (Texte, Bilder, Videos) sowie auditiven Inhalten eine wichtige Voraussetzung dar.

Zunächst waren es einfache htm(l)- oder txt-Dateien, in denen klassische oder Independent-Autor:innen meist kostenlos, ohne spezielle Formatierung und Bilder publiziert wurden. So bietet das seit 1971 existierende Project Gutenberg (Nutzung aufgrund von urheberrechtlichen Bestimmungen in Deutschland nicht mehr gestattet – deutschsprachige Version: Projekt Gutenberg) zur Digitalisierung klassischer Werke bereits in den 1990er Jahren online kostenlose E-Books für private NutzerInnen an.

Fanfiction als Form von Geschichten, die auf realen Personen oder (viel öfter) auf fiktionalen Charakteren und Welten anderer Autor:innen basieren (und der sich bereits Shakespeare für einige seiner Stücke bediente), hat mit den neuen Möglichkeiten des World Wide Web (WWW) an Popularität zugenommen: In virtuellen Newsgroups und Foren, Mailinglisten, Archiven und Datenbanken können Schreibende unterschiedlicher Professionalität (oft Fans einer Buchreihe oder TV-Serie) kostenlos veröffentlichen und sich mit Leser:innen darüber austauschen. Eine der größten dieser Datenbanken ist das mehrsprachige FanFiction.Net, das bereits im Jahr 1988 startete.

Je mehr sich Digital- und Internettechnik entwickelten und deren Nutzung im Alltag zunahm, fand auch eine Kommerzialisierung statt – die digitale Welt wurde immer mehr zu einem beliebten Marktplatz für unterschiedliche NutzerInnen- und Zielgruppen.

Erst das Aufkommen von kostengünstigen mobilen Geräten mit ausreichend großen Bildschirmen und kleinem Gewicht verhalf während der zweiten Hälfte der 2000er dem neuen Medium E-Book zur Durchsetzung. Seitdem konkurrieren Lesegeräte mehrerer Firmen mit Smartphones und Tablets als Lesegeräten. Empfohlen werden kann das Lesen von E-Books eigentlich nur auf E-Book-Readern mit ihrer speziellen E-Ink-Technik zum augenschonenden Lesen.

Digitale Bücher werden Bücher auf Papier nicht verdrängen können. Jenes wäre auch nicht wünschenswert, weil Bücher im Papierformat mehrere Vorteile haben: (1) Papier basiert auf Holz als nachwachsendem Rohstoff, während die Produktion von Digitaltechnik aufgrund ihrer mikroelektronischen Komponenten auf endlichen Rohstoffen und nicht selten Arbeit im Globalen Süden unter menschenunwürdigen Bedingungen aufgebaut ist. Außerdem besteht das Problem ihrer Entsorgung, die oft auch wieder auf dem afrikanischen Kontinent und unter Nichteinhaltung von Umweltschutz geschieht. (2) Papier ist unabhängig von Dateiformaten und dafür nötigen, stromabhängigen Lesegeräten. Für eine langfristige, strom- und technikunabhängige Archivierung eignen sich digitale Texte daher eher weniger, auch wenn die Haltbarkeit von Speichermedien, insbesondere im professionellen und wissenschaftlichen Bereich, deutlich zugenommen hat.

Aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften haben E-Book-Reader aber für die Alltagsnutzung einige Vorteile:

  • Einer mehrjährigen Nutzung eines E-Book-Readers steht aufgrund deutlich langsamerer Entwicklung ihrer Technik und gleichzeitig längeren Haltbarkeit der verwendeten, einfacheren Hardwarekomponenten wenig im Wege. Sie tun das, was sie sollen: digitale Texte und Bücher auf einem Bildschirm darstellen
  • E-Book-Reader verbrauchen weniger Strom als Computer, Laptops, Smartphones oder Tablets. Eine Akkuladung kann mehrere Wochen halten
  • E-Book-Reader sind platzsparend: Auf ihnen gespeicherte Bücher nehmen keinen physischen Platz im Regal ein und lassen sich ohne große Umstände transportieren (bis auf den Reader selbst haben sie kein Gewicht und verbrauchen keinen Platz in Koffer und Tasche). Es lassen sich so mehrere E-Books (quasi hunderte bis tausende) für unterwegs mitnehmen und lesen
  • E-Books sind oft preisgünstiger als Bücher auf Papier, bei Rabatt-Aktionen gibt es sie zusätzlich zu einem kleinen Preis oder gar kostenlos
  • Fremdsprachige E-Books, insbesondere in der englischen Sprache, sind einfacher verfügbar. Zusätzlich bieten in E- Book-Readern eingebaute Wörterbücher (meist zur Umschreibung in der gleichen Sprache) Sprachlernenden eine bessere Lesbarkeit
  • Aufgrund integrierter Hintergrundbeleuchtung in den Readern (teilweise nicht bei Einstiegsmodellen) können E-Books auch bei Dunkelheit Drinnen und Draußen gelesen werden
  • Da E-Book-Reader meist keine zusätzlichen Apps bieten, erfolgt das Lesen konzentrierter und ohne Ablenkung, beispielsweise durch Internet und Social Media

 

Mir verhalfen E-Book-Reader dazu, mein Lesen wieder in den Alltag zu integrieren, beispielsweise beim Straßenbahnfahren oder Warten auf dem Bürgeramt. Meine Englischkenntnisse haben sich auch durch das Lesen von englischsprachigen Büchern und der Nutzung des integrierten Oxford Dictionary verbessert. Das Stöbern nach neuen Büchern ist aufgrund der größeren internationalen Auswahl bei gleichzeitig nicht höherem Preis zu einem erfüllenderen Erlebnis geworden. Für Bücher auf Papier hätte ich momentan keinen weiteren Platz in meiner Wohnung, sodass mir der E-Book-Reader eine größere Sammlung von Büchern ermöglicht, weil es mir zu schade wäre, Bücher, welche ich mag, einfach wegzugeben.

Das v. a. im englischsprachigen Raum genutzte goodreads lässt sich als „Facebook“-Äquivalent im Bereich Bücher verstehen. NutzerInnen – LeserInnen und AutorInnen – können hier eigene Profile erstellen, Listen mit Büchern, welche sie gern lesen möchten oder bereits gelesen haben, Lesetipps und selbst veröffentlichten Büchern erstellen. Profile von NutzerInnen können abonniert und Fragen gestellt werden. Aus Katalogen verfügbarer Bücher eingepflegte Werke lassen sich einzeln kommentieren und eigenen Listen hinzufügen. Über Links zu Online-Shops kann ein interessierendes Buch bestellt werden. Ähnlich Bestsellern in Wochenmagazinen gibt es Übersichten mit aktuell erschienenen und / oder zu einem Genre gehörigen Büchern.

Während goodreads mittlerweile zu Amazon gehört (sich aber eigentlich nichts Wesentliches am Angebot geändert hat), gibt es mit LovelyBooks ein (von Hugendubel aufgekauftes) ähnliches Angebot für den deutschsprachigen Raum, welches allerdings weniger Bücher integriert, was sich möglicherweise darauf zurückführen lässt, dass nur Bücher zu finden sind, welche von größeren Verlagen publiziert werden.

Ein vergleichsweise neues Konzept, das auf bekannten Formaten des Geschichtenerzählens aufbaut, ist das in Realm umbenannte Serialbox: Ein Buch wird als Serie mit den einzelnen Kapiteln als Episoden erzählt, wobei pro Woche eine neue Episode / ein neues Kapitel sowohl als digitaler Text (der mittlerweile nur noch über eine App bzw. online auf der Website – und nicht mehr im E-Book Format downloadbar – ist) lesbar, als auch als Hörbuch hörbar ist. Meist werden beliebte TV-Serien und Filmreihen weitererzählt, es gibt aber auch völlig neue Geschichten unterschiedlicher Genres, welche im Episodenstil veröffentlicht werden.

 

 

verfasst von Kenneth Plasa

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